ALLEINE – GEDANKENKARUSSELL

Manchmal, wenn ich inmitten meiner Freunde sitze und beobachte, wie viele von ihnen schon einen Partner gefunden haben, den sie als ihre „Liebe“ bezeichnen, fühle ich mich sehr alleine

Denn dann wird mir bewusst, dass mich niemand anschaut, als wäre ich für ihn das wichtigste überhaupt. 

Dass mir niemand sagt, wie schön ich sei, selbst wenn ich total beschissen aussehe. 

Dass es niemanden gibt, der mich berührt, mich umarmt, meine Hand hält, einfach, weil es sich gut anfühlt. 

Nach außen versuche ich immer, so zu tun, als wäre mir das alles egal. 

Als würde es mich nicht kümmern, dass ich manchmal die Tränen herunterschlucken muss, wenn ich die Innigkeit beobachte, die zwischen zwei Personen herrschen kann.

Als würde ich mich nicht wertlos fühlen, wenn ich mitbekomme, wie ein Junge über die Vorstellung, mit mir zusammen zu sein, laut lacht und angewidert den Kopf schüttelt.

Ich bin eine fast 18-jährige junge Frau, die sich so hilflos fühlt wie ein kleines Kind, wenn mich jemand fragt, wie weit ich denn schon gegangen sei. 

Ich weiß nie, was ich auf diese Frage antworten soll… 

Soll ich die Wahrheit sagen? Dass ich fast erwachsen, aber noch ungeküsst bin? Soll ich riskieren, dass mich mein Gegenüber dafür auslacht, dass ich nicht um jeden Preis Sex haben möchte? 

Oder soll ich lügen? Den anderen etwas vormachen, mich erfahrener hinstellen, als ich eigentlich bin und damit mich selbst verraten? Soll ich wirklich dafür sorgen, dass die anderen ein noch falscheres Bild von mir bekommen als sie es so oder so schon haben?

Ich weiß es einfach nicht.

Ich weiß nicht, was ich tun soll und das frustriert mich so dermaßen, dass ich das Bedürfnis habe, auf etwas einzuschlagen.

Denn ich weiß ganz genau, was ich möchte. Ich möchte für mich selbst einstehen und die Wahrheit sagen. Denn diese Wahrheit, die nun mal beinhaltet, dass ich fast erwachsen und noch ungeküsst bin, da ich der Meinung bin, dass es sich lohnt, auf den richtigen Moment zu warten, das bin ich.

Ich möchte mich nicht verraten, aber dennoch tue ich es tagtäglich. 

Ich verstecke mich hinter der Projektion eines starken Charakters, hülle mich in kleine Lügen, starke Auftritte und gespieltes Selbstbewusstsein, denn ich fürchte mich davor, was die Leute wohl sagen werden, wenn ich ihnen offenbare, wer ich wirklich bin.

Ich weiß, dass es nicht falsch ist, so zu sein wie ich.

Aber die Schwierigkeit liegt darin, diese Wahrheit auch in den Momenten zu glauben, in denen scheinbar die ganze Welt etwas anderes symbolisiert. Denn in diesen Momenten wird mir wieder sehr bewusst, wie alleine ich bin.

Und ganz egal, wovon ich mich zuvor selbst überzeugt habe, ich möchte nicht alleine sein. Ich hasse es, alleine zu sein. Deswegen lüge ich eins ums andere Mal – in der Hoffnung, dass irgendwann mal jemand hinter die Projektion schaut, mit der ich versuche, mich selbst zu beschützen. Ich hoffe, dass es irgendwann einmal einen Menschen geben wird, der mich bedingungslos liebt, ganz egal, wie ich bin. 

Denn das einzige, was zählt, ist, wer ich bin.

Ist es so verkehrt, darauf zu hoffen, dass es jemanden gibt, der ganz genau diese Person liebt?

02. Oktober 2019

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